Anfang März gab es eine Facebook-Seite und ein paar gute Ideen. Am 22. April wurden wir Teil einer weltweiten Bewegung mit mehr als 500 Marches for Science: Rund 3000 TeilnehmerInnen zogen durch die Wiener Innenstadt und machten deutlich: „Science, not Silence“; siehe dazu den exzellenten Bericht der APA.
Die Veranstaltung war so vielfältig wie die Wissenschaft selbst: Das Science Picnic mit den faszinierenden Beiträgen des ScienceCenter Netzwerks und von Bernhard Weingartner mit seinem Physikmobil, der Marsch direkt durch das Zentrum Wiens vorbei am Stephansdom und durch die Hofburg bis zum Naturhistorischen Museum, das Allosaurus-Modell, die RednerInnen, der Gegenstimmen-Chor und das Registrierungszelt für die Stammzellspenden-Datei der Medizinischen Universität Wien – eine faszinierende Mischung von Engagement, Vergnügen und Aufklärung oder, anders: die Love Parade der Wissenschaft.
Der Vienna March of Science war nicht nur in Wien aktiv: Alle neun Universitäten der Steiermark waren mit einer weithin sichtbaren Delegation zu Gast, das Institut für Hochenergiephysik der ÖAW (HEPHY) schickte Grüße von ihrer Klausur im Hochgebirge, die Forschungstaucher vom Kuratorium Pfahlbauten entrollten Poster am Grunde des Attersees vor Weyeregg.
Die Berichterstattung in den Medien war flächendeckend und nicht nur auf Österreich beschränkt: Die BBC widmete in ihrer globalen Übersicht dem Vienna March for Science einen eigenen Absatz. Wir haben die wesentlichen Berichte im Medien-Blog gesammelt, weitere Beiträge kommen in den nächsten Tagen dazu.
Die ebenso beeindruckenden wie witzigen Fotos geben die Stimmung der Veranstaltung sehr gut wieder. Auch diese haben wir auf einer eigenen Seite zusammengefasst und um weitere Fotoquellen ergänzt. Das von uns produzierte Video fasst den Vienna March for Science prägnant zusammen.
Die Frage, wie es weiter geht, hat viele TeilnehmerInnen beschäftigt. In meiner Rede habe ich ein paar Anregungen gegeben. Hier die zentralen Punkte:
WissenschaftlerInnen können ihre Scheu ablegen und sich an aktuellen Debatten beteiligen. Nicht immer, aber immer öfter. Sie können das in Debatten einbringen, was sie am besten beherrschen: Expertise, Abwägung, Rationalität – und auch Leidenschaft für die Wissenschaft.
Und die Öffentlichkeit kann auf WissenschaftlerInnen zugehen, sie zu den wissenschaftlichen Hintergründen aktueller Themen befragen, sie auffordern ihren Sachverstand in politische Debatten einzubringen – selbst mit dem Risiko, dass diese Befunde nicht mit einer vorgefassten Meinung übereinstimmen.
Zusammengefasst: Science, not silence.
Oliver Lehmann